Interview-Serie: Finanzblogger Christian von Selbst-schuld.com


Mit diesem Beitrag startet unsere Interview-Serie bei Capital Insider. Im Rahmen dieses Formats präsentieren wir interessante Interviews mit Menschen aus der Finanzwelt oder mit Interesse an diesem Thema.

Wir starten mit Blogger Christian von www.selbst-schuld.com:


Frage 1: Hallo Christian, freut uns, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Du bloggst zu finanziellen Themen, aber auch zu Themen wie der DSGVO. Was hat dich dazu bewogen zu bloggen?

Danke, dass ich teilnehmen darf.

Ich habe wahrhaft aus Spaß an der Freude angefangen. Bereits vor meinem aktuellen Projekt führte ich einige „kritische“ Blogs. Vor zirka fünf Jahren kam dann die Idee www.selbst-schuld.com zu starten, welcher mit meinem Ansichten und Erfahrungen den Menschen helfen konnte. Der erste „richtige“ Beitrag war dann „Was soll ich zu Weihnachten schenken?“ (lach).

Mittlerweile ist das Bloggen zu einer Gewohnheit bzw. tollen Hobby geworden, welches ein genialer Ausgleich zu meinem Job-Alltag ist. Übrigens ist der Blog eine bunte Mischung an Themen. Es wird beschrieben, was mich bewegt… nicht was Klicks bringen könnte (schmunzel). Themen wie Geld, Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung, Sparen, Minimalismus und Rezepte finden alle im Blog Platz. Entgegen vieler Empfehlungen positioniere ich mich damit sehr breit. Quasi eine Diversifikation im Blogartikel-Bereich. Sollten die finanziellen Themen allgemein an Beliebtheit verlieren, dann habe ich bestimmt noch Leser, welche nach „Milchreis mit Bratwurst“ googlen.


Frage 2: Du bloggst in deinen Artikeln u.a. über das Hamsterrad, in dem sich viele zu befinden scheinen. Ähnliche Meinungen haben z.B. Gerald Hörhan (Investment Punk). Wie hat sich dieser Eindruck bei dir gebildet? Kannst du uns von eigenen Erfahrungen (z.B. aus deinem Umfeld) berichten?

Ich liebe die Aussage „Von innen sieht ein Hamsterrad aus wie eine Karriereleiter“ und kann dies auch auf viele Bekannte und Verwandte projizieren. Sie gehen jahrelang arbeiten in einem sehr gut bezahlten Job arbeiten, haben trotzdem kein Geld um ein gebrauchtes Auto ohne Kredit zu kaufen. Ihr Leben passt sich dem Verdienst an und das Leben selbst ist ein Massenware-Dasein. Das verdiente Geld wird live (über)verkonsumiert für Dinge, die oft nicht glücklich machen – auch wenn die Werbung es verspricht.

Sie begründen arbeiten gehen zu müssen, damit sie ihren Standard halten können. Ein Standard, der regelmäßig erhöht werden muss um nicht zu viel Abstand zu Influencern und Vorbildern der Nachbarschaft zu verlieren. Dabei tauschen sie Zeit gegen Geld, halten dies für richtig und normal, wundern sich dennoch, dass sie selbst als gutverdienende Familie Kredite aufnehmen müssen. Die Arbeit macht selten Spaß und somit sind im schlimmsten Fall 40 Wochenstunden Leben weg.

Mehr verdienen, Mehr ausgeben, Mehr arbeiten, Mehr reisen, Mehr Kredite, Mehr Statussymbole – diese Rad dreht sich. Dabei nimmt es immer mehr Fahrt auf. Der Konsum-Hamster ist trotz diesem superlativen (Schein)leben nicht glücklich und erhöht täglich seine Chancen auf ein im Trend liegendes Mid-Life-Burnout.

Dieser Eindruck wiederholte sich immer wieder in meinem Bekannten, Verwandten und Arbeitskollegenkreis. Als dann der Begriff Hamsterrad in Verbindung zu diesem Leben fiel, war das für mich die perfekte Metapher.


Frage 3: Wie sieht aktuell dein Anlage Portfolio aus?

Aktien, ETFs, P2P Kredite, Crowdinvesting und einen guten Crash-Puffer als Festgeld – alle diese Sachen liegen in meinem Topf, der für die finanzielle Freiheit kocht. Die Aufteilung ist grob wie folgt:

Sichere Anlagen und Risiko-Investments halten sich die Wage mit jeweils recht gleich 50%



(Abbildung: Christians Aufteilung, Quelle: Selbst-schuld.com)

Sichere Anlagen
• Fest und Tagesgeld - 60 Prozent (darunter auch langfristige Festgelder mit noch heute knapp zwei Prozent Zinsen)
• Giro und Verrechnungskonten - 20 Prozent
• Ein brach liegender Bausparvertrag - 6 Prozent
• Eine steinalte Lebensversicherung - 14 Prozent (mit einem Garantiezins von 3,25%)

Unsichere Anlagen
• Aktien - 60 Prozent
• ETFs - 34 Prozent
• Crowdinvesting - 2 Prozent
• P2P-Kredite - 4 Prozent

Die sicheren Anlagen erhöhe ich nicht mehr. Alles Geld geht jetzt in die unsicheren Investitionen mit Schwerpunkt ETFs, Crowdinvesting und P2P-Kredite.

Für eine genaue Aufstellung inklusive der Einzeltitel schaue bitte auf: https://selbst-schuld.com/depot-uebersicht-2018-finanzielle-freiheit-download/


Frage 4: Was war dein bisher größter Anlagefehler?

Zu spät mit dem Investieren anzufangen, war mein größter Fehler. Mir fehlen 10 bis 15 Jahre Investitionen und Zinseszinskraft. Ich kann immer empfehlen in jungen Jahren nicht zu lang nachzudenken, sondern einfach mal ein paar Aktien kaufen, in P2P-Kredite zu investieren oder sich eine Anlageform zu wählen, welche verstanden wird und gefällt.

Ein erster richtiger Anlagefehler war die Investition in die lokale Solarbranche vor vielen Jahren. Mit QCells hatten wir damals ein modernes Unternehmen in unserer Region Bitterfeld, welches nicht nur vielen Menschen Arbeit gab, einen guten Ruf hatte und sichtbar wuchs. Eine Firma welche vor meiner Haustür wuchs und wuchs konnte sich nur lohnen. Ohne nachzudenken habe ich 2.000 Euro in QCells Aktien investiert und sie dann später mit einem Minus von 99,9 Prozent verkauft. Ein paar Cent quasi.


Frage 5: Was ist deine Meinung zu aktuellen "Hypes" wie Kryptowährungen?

Wenn etwas „hyped“, dann halte ich mich meistens raus. So auch bei den Bitcoins. Wo die Kurse letztes Jahr ziemlich stark gen Himmel gingen, kitzelte es in meinen Fingern. Da ich bei diesen Hypes aus Aktiensicht schon meine Lehren gezogen habe (Ambarella Inc Mitte 2015 / GoPro Hype) bin ich nicht eingestiegen. Es trifft aus meiner Sicht die Börsenweisheit „Wenn alle darüber reden, ist es zu spät“ zu.

Wahrscheinlich werde ich Bitcoins (und Co.) in mein Portfolio holen, wenn keiner mehr darüber spricht und der Kurs tiefergelegt ist (grins).


Frage 6: Eine weitere relativ neue Anlageklasse ist das Crowdfunding oder Crowdinvesting. Hier ist die Spanne zwischen spekulativen und eher sicheren Anlagemöglichkeiten sehr groß. Was ist deine Meinung zu Crowdfunding/Crowdinvesting?

Ich liebe das „Kleinvieh macht auch Mist“ – Prinzip, welches meine Großeltern mir vor vielen Jahren als Kind beigebracht haben. Genau nach diesem Credo mag ich die Crowd-Investitionen. Es ist erstaunlich wie viele Normalanleger mit kleinen Beträgen ganze Start-Ups oder Immobilienprojekte finanzieren können.

In StartUps bzw. Geschäftsideen bin ich (noch) nicht interessiert. Ich halte dies für sehr risikoreich, habe dafür auch noch nicht genügend Wissen und Erfahrungen gesammelt. Hier werde ich mich sicherlich in Zukunft belesen und reichfuchsen. Hingegen durfte Exporo bereits einige Euro von mir zur Crowd-Finanzierung von Immobilienobjekten nutzen (schmunzel). Hierbei gefallen mir Zinsen, Laufzeiten bei gleichzeitig höherer „gefühlter Sicherheit“. Zusätzlich habe ich damit die Gelegenheit solange übriges Geld in Immobilien zu stecken, bis die erste Eigentumswohnung ansteht.

Frage 7: Bei welchen P2P-Anbietern bist du derzeit investiert und welchen Anteil machen diese Investments derzeit in deinem Portfolio aus? Du hast ja u.a. Blogartikel zu Mintos und Auxmoney geschrieben. Was hat sich deiner Meinung nach in den letzten Jahren im P2P-Bereich positiv und negativ entwickelt?

AuxMoney und Mintos. Wobei beide zusammen nicht mal fünf Prozent meines Gesamtinvestitionsvermögens ausmachen. Ich betrachte die Investition in Privatkredite als gute Alternative zum klassischen Wertpapiermarkt und mag diese Art der Investition. Tendenziell werde ich den Anteil erhöhen, wobei ich hier auf Mintos setze. Ich mag AuxMoney, doch ist es in letzter eher ein konservatives Schwergewicht geworden, bei dem die Anleger (besonders im AutoInvest) noch die Reste an Krediten abbekommen, während institutionelle Anleger die Perlen haben. Ist nur ein Gefühl.

Mintos ist für mich moderner und einfacher im Handling. Auch hier lasse ich automatisch investieren. Durch die Darlehensanbahner fühle ich mich im Gegensatz zu anderen Plattformen besser aufgehoben. Mittelfristiges Ziel ist es auf ein Investitionsvermögen von 12.000 Euro bei Mintos zu kommen, was einen monatlichen Rückfluss von 100 Euro bedeutet. Eine tolle Geldanlage und gleichzeitig den kreditgebenden „Altbanken“ immer mehr ein Dorn im Auge.


Frage 8: Wie planst du in Zukunft zu investieren? Welchen Bereich möchtest du noch angehen/vertiefen?

• Auf jeden Fall werde ich den Anteil von P2P-Krediten im Portfolio erhöhen. Und auch Exporo bekommt noch ein paar Euro von mir.
• Wenn der Moment kommen sollte an dem Bitcoins am Boden sind oder keiner mehr drüber spricht (bei 2.000 Euro) werde ich ein wenig „Spielgeld“ in die Hand nehmen und investieren.
• Sehr wahrscheinlich werde ich recht bald meine Aktienchampions (Facebook, Netflix - beide Werte liegen mehrere hundert Prozent im Plus) zu den Anteilen verkaufen, so dass ich die Anfangsinvestition rausziehe. Dieses Geld geht dann in gute Dividendenzahler.
• Die ETF und Aktiensparpläne lasse ich weiter laufen, da ich mich daran gewöhnt habe das Geld am Monatsbeginn nicht zur Verfügung zu haben
• Mittelfristig ist Grundbesitz geplant – ob vermietete Wohnung oder Ferienhaus … keine Ahnung (lach).

Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meiner aktuellen chaotischen Investment-Strategie und werde weiter machen. In der Beständigkeit liegt der Erfolg. Besonders in den letzten Monaten merke ich das. Ziel ist es allein durch passive Rückflüsse bald durchschnittlich monatlich sicher 500 Euro zu verdienen, so dass ich mit weiteren Zusatzeinnahmen (z.B aus dem Blog) 1.000 Euro Nebenverdienst habe.

Christian, vielen Dank für das Interview.

Gern geschehen.



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