Empfehlenswerte Finanzbücher? So findet ihr Sie!

Heutzutage wird es zunehmend schwerer gute Literatur auf den ersten Blick zu identifizieren. Eure und unsere Zeit ist knapp und da wollen wir diese nicht mit nicht lesenswerten Büchern vergeuden. Aber wie findet man schnell (wirklich) gute Bücher im Bereich WIrtschaft und Finanzen? Im Interview mit Celine von Book of Finance gibt die junge Frau genau dafür Tipps. Celine liest regelmäßig Finanzbücher und bewertet diese auch unabhängig. Darüber hinaus wollten wir von ihr noch ihre Meinung zu verschiedenen Themen bei der Geldanlage wissen. Aber lest selbst...


Das Interview mit Celine von Book of Finance

Celine, worauf kommt es heutzutage bei der Geldanlage an? Teile gerne deine Meinung mit uns.

Ich würde behaupten, dass es heutzutage auf nichts anderes ankommt als noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten. Die Thematik hat sich an sich nicht verändert, uns stehen nur immer wieder neue Tools und Produkte zur Verfügung. Diese müssen wir natürlich verstehen und nutzen lernen, denn nur ein Bruchteil davon stellt auch wirkliche Verbesserungen dar. Das meiste ist leider wie so häufig nur Marketing.

Grundsätzlich sollte jede Strategie langfristig und vom Ende her gedacht sein. Emotionen haben dabei keinen Platz, weder Angst noch Gier. Und selbstverständlich sollte man auf die Kosten achten, um nicht einen Großteil der teuer durchs Risiko eingefahrenen Rendite gleich wieder abzugeben.

Ich denke, das ist es, worauf es 2020 bei der Geldanlage ankommt. Den Markt an Produkten durchblicken und für sich die richtige Strategie auswählen. Dazu ein gutes Finanzbuch, das den Geist des Investierens lehrt und man sollte für den Vermögensaufbau gerüstet sein.

 


Wie sieht deine eigene Anlagestrategie aus? In welche Anlageklassen hast du investiert?

Meine eigene Anlagestrategie wird für die meisten eher langweilig wirken, aber Geldanlage sollte in erster Linie auch nicht aufregend, sondern erfolgreich sein. Im Gegensatz zu vielen vermeintlichen Diversifikationsexperten investiere ich ausschließlich an der langfristig höchsten zu erwartenden Rendite orientiert. Diese findet man bekannterweise bei Aktien. Somit investiere ich 100% in diese Assetklasse, da mir der wissenschaftlich hergeleitete Diversifikationseffekt, der sich im Wesentlichen durch eine höhere risikoadjustierte und eben nicht reale Rendite widerspiegelt, nicht wichtig ist. Schwankungen nehme ich gerne im Kauf, investiere aber auch nicht in eine Handvoll Einzelwerte, sondern über ETFs 70:30 in Industrienationen und Schwellenländer.

 

Wie sehen deine finanziellen Ziele für die Zukunft aus? Was möchtest du erreichen?

Primäres Ziel ist es, das Geld auf absehbare Zeit in meinem Leben keine Rolle mehr spielt, weil ich mehr als ausreichend davon habe. Meine beruflichen, unternehmerischen und privaten Entscheidungen sollen nicht mehr vom Faktor Geld als knappes Gut, sondern maßgeblich von meinen eigenen Präferenzen beeinflusst werden. Vor meinem 40. Lebensjahr strebe ich somit die Finanzielle Freiheit an und werde das nach aktuellen Schätzungen auch ohne Probleme erreichen.

 

Wann hast du mit dem Investieren angefangen und wie bist du dazu gekommen eine so große Anzahl an Finanzbüchern zu lesen?

Meine ersten Investments habe ich erst vor ca. 2 Jahren getätigt. Davor lag mein Fokus auf dem Sammeln und Auswerten von Wissen. Mir wurde mit 16 Jahren Rich Dad Poor Dad von Robert T. Kiyosaki geschenkt und ich war sofort begeistert von den Ideen aus diesem Buch.

Ich war schon immer sehr wissbegierig und verstand relativ zügig, dass es kaum eine Branche gibt, in der mehr gelogen und verheimlicht wird als in der Finanzbranche. Da hilft dir nur, dich selbst weiterzubilden und es gibt keinen günstigeren und effektiveren Weg als die Besten aller Zeiten zu studieren. Gott sei Dank hat die Menschheit schon sehr früh angefangen, das Wissen in Büchern zu konservieren und so wurden sie zur Quelle meiner Inspiration.

 

Was inzwischen unser Eindruck ist: Es gibt inzwischen sehr viele (Finanz-)Bücher, die auf Amazon und Co. beworben werden, aber qualitativ leider sehr schlecht sind. Beworben wird häufig nicht Qualität, sondern was sich gut verkauft. Hinzu kommen immer mehr "Hobbyautoren", die leider auch keine Qualität abliefern und den Markt mit Literatur fluten. Du hast den „Markt“ sicherlich besser im Blick, wie siehst du das?

Ich teile euren Eindruck zu 100% und dieser Zustand ist auch mein Antrieb gewesen zu starten. Offen gestanden konnte ich mir das nicht mehr anschauen, dass so viel Mist so laut verbreitet wird und die Leute es teilweise noch glauben. Ihr sprecht mit eurer Wahrnehmung gleich mehrere Probleme an, denen ich tagtäglich begegne:

1)      Zum einen kann man im Internet nichts schneller kaufen als Bewertungen. Mit wenigen Klicks kannst du dir alles zu deinem Buch attestieren lassen. Amazon Bewertungen lese ich mir dementsprechend schon seit Jahren nicht mehr durch.

2)      Zum anderen dürstete es die Menschen noch nie nach der Wahrheit, um es mit den Worten von Gustave Le Bon zu sagen. Viele nehmen schlicht das als wahr auf, was am lautesten und vor allem in den einfachsten Worten nach draußen geschrien wird. Deswegen kaufen sich Leute Follower, schalten eine selbstinszenierende Werbung nach der anderen, geben ihren Büchern provokante Titel und lassen sich vor teuren Autos am liebsten in Dubai mit Designer-Klamotten fotografieren. Ich habe noch nie verstanden, was die Menschen an dieser Fake-Welt aus Closern, Network- und Finanzexperten so faszinierend finden.

3)      Diesen Personen spielt jetzt noch in die Karten, dass Self-Publishing heutzutage so einfach wie noch nie ist. Jeder kann in wenigen Minuten bei Amazon und Co. ein Buch rausbringen und es anschließend bewerben. Qualität wird dort bekannterweise nicht gecheckt und mit Werbungen lässt sich das eigene Buch direkt oben anzeigen.

4)      Und der letzte, aber vielleicht wichtigste Punkt ist ein verändertes Mindset, was Bücher eigentlich sind. Früher haben wir Bücher geschrieben, um unsere wichtigsten Erkenntnisse und unser kostbarstes Wissen für die Nachwelt aufzubewahren. Bücher waren teuer und es hat unglaublich lange gedauert, sie erstellen zu lassen. Nur die wenigsten konnten sich Bücher überhaupt leisten und es war für alle Seiten ein Privileg - den Autor und den späteren Besitzer. Heute werden Bücher von vielen höchsten noch als etwas teurere Visitenkarte betrachtet und auch genau aus diesem Antrieb heraus geschrieben. Anschließend hetzt man mit horrenden Affiliate-Provisionen eine Horde geldgeiler „Blogger“ los, um das mit Marketing und Selbstinszenierung vollgepackte „Buch“ „kostenlos“ unter die Leute zu bringen.

Für eine Person, die Bücher liebt und ehrt und stets am Inhalt interessiert ist, ist das nicht schön mit anzuschauen. Selbst renommierte Verlage lassen sich heute schon dazu hinreißen von eben diesen laut inszenierenden „Experten“ reißerische Titel zu verlegen. Da beißt sich am Ende die Schlage in den Schwanz.

 

Gibt es aus deiner Sicht typische Anzeichen dafür, dass ein Finanzbuch nicht lesenswert, also von eher schlechter Qualität ist?

Da gibt es eine ganze Reihe von Dingen, auf die man achten kann. Zunächst einmal kann man festhalten, das Self-Publishing Bücher im Schnitt (es gibt sicher Ausnahmen) deutlich schlechter sind als Bücher aus renommierten Verlagen. Cover und Titel sprechen in der Regel auch schon Bände und wenn ich die Möglichkeit habe, das Buch in die Hand zu nehmen, dann sollte man unbedingt auf die Formatierung achten. Der Autor sollte ebenfalls etwas zu sagen haben und einen gewissen Track-Record vorweisen können auf dem Gebiet, über das er schreibt. Ich halte rein gar nicht von Leuten, die noch am Anfang stehen, einem aber schon vom Ende berichten wollen. Und abschließend kann man in der Regel einen großen Bogen um laut beworbene, kostenlose Bücher machen. Ich habe bislang lediglich drei kostenlose Bücher gelesen, die wirklich gut waren. Diese sind allerdings alle drei bereits vorher in kostenpflichtiger Version, veröffentlicht und zum SPIEGEL Bestseller geworden. Alle anderen waren höchstens Durchschnitt und in der Regel nicht einmal die Handlingpauschale wert.

 

Kannst du unseren Lesern Tipps geben, auf was man achten sollte beim Finanzbuchkauf?

Das wichtigste vorweg: Ich persönlich besorge mir nur noch Bücher, die ich von Verlagen (und die kennen meine offene Kritik mittlerweile ziemlich gut), Autoren, der Community oder Bekannten empfohlen bekomme. Denn wenn ich eines festhalten muss, dann dass die meisten Menschen nicht in der Lage sind, Qualität von Mist zu unterscheiden. Das ist häufig auch nicht verwunderlich, wenn sie sich neu in Themen einlesen wollen.

Deswegen – und das soll nun keine Eigenwerbung sein – sollte man sich Leute suchen, deren Einschätzung man vertrauen kann und diese fragen. Dafür bieten sich aber nur solche Leute an, die auch viel lesen. Ich würde nie einen absoluten Praktiker, der in seinem Leben nur 3 Bücher gelesen hat, fragen, was sein Lieblingsbuch war. Da sollte man doch bereits erahnen können, wie begrenzt sein Beurteilungsspektrum sein wird. Du musst selbstverständlich keine fast 500 Bücher gelesen haben wie ich, um eine fundierte Aussage treffen zu können, aber dennoch ist inhaltliche Tiefe entscheidend.

Achtet bitte auch darauf, welchen „Buchbloggern“ ihr vertraut. Ich habe schon einige gesehen, die gerade erst mit dem Lesen begonnen haben oder reihenweise kostenlose Bücher promoten, um Provisionen abzugreifen und ausschließlich 4-5 Sterne Bewertungen geben.

Haltet euch an große Verlage und schaut euch vor allem die Autoren an. Wenn ihr der Meinung seid, dass die Ahnung und somit was zu sagen haben und ihr das an mehr als bezahlten Werbespots festmacht, dann habt ihr wohlmöglich ein gutes Buch gefunden. Alternativ kann man mich als wandelnde Bibliothek auch immer sehr gerne ansprechen und nach einer Empfehlung fragen.

 


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Mehr von Celine von Book of Finance?

 Findet ihr hier: bookoffinance.de

 



Disclaimer: Keine Anlageberatung. Lediglich persönliche Meinungen ;-)