Die spektakulärsten Crowdinvesting-Pleiten in 2017 und 2018

In diesem Beitrag möchten wir die aus unserer Sicht 5 spektakulärsten Pleiten aus dem Bereich der Schwarmfinanzierung (Crowdinvesting, Crowdfunding, Crowdlending, P2P-Kredite) auflisten und geben hierzu jeweils einen Kommentar ab.

Hinweis: Sicher könnten Sie als Leser denken, dass Crowdinvesting viel zu risikoreich sei. Uns ist es jedoch wichtig, dass man bei dieser Anlageform fairerweise differenzieren sollte. 


Abbildung: Crowdinvesting kann von sicher bis hoch riskant alles sein.

Von relativ soliden bis zu sehr risikoreichen Investments ist im Bereich Crowdinvesting alles dabei. Daher sollte man unserer Meinung nach nicht pauschal urteilen, dass diese Anlageform gut oder schlecht ist. Die unseriösen Angebote sind uns auch ein Dorn im Auge. Daher möchten wir, auch im Interesse der seriösen Anbieter und der Anleger, aufklären und kritisch hinterfragen. Investieren soll schließlich auch Freude machen.

1. Freygeist (Start Up)


Segment: Start Up, Fahrräder (E-Bikes)
Fundingsumme: ca. 1.500.000 Euro

Das  Start-up mit Sitz in Berlin (2014 gegründet) hatte im Jahr 2015 über die Crowdfunding-Plattform Companisto rund 1,5 Millionen Euro aufgenommen. Noble und leichte E-Bikes sollten vertrieben werden. An sich eine tolle Idee zur richtigen Zeit. Leider musste dennoch Insolvenz angemeldet werden. Über die Gründe kann nur spekuliert werden (fehlendes Know How, schlechtes Management, fehlender Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen, Preisgestaltung). Nach der Pleite war die Informationsflut für die Investoren dürftig. Über Insolvenzquoten ist leider nichts bekannt. Hier sollte der Gesetzgeber Transparenz schaffen. Z.B. durch Veröffentlichung der Insolvenzquoten innerhalb einer bestimmten Zeit. Es kann nicht sein, dass man als Anleger hier scheinbar machtlos ist und der Insolvenzverwalter sich Zeit lassen kann und dafür fürstlich belohnt wird.

2. Luvebelle (Immobilienprojekt, Berlin)


Segment: Immobilien
Fundingsumme: 499.500 Euro


"Nun ist es passiert. Das erste Projekt im Bereich Immobilien-Crowdinvesting ist pleite." So waren die Meldungen zur Pleite des Projektes auf der Plattform Zinsland. Im Jahr 2017 musste die Projektgesellschaft wegen mangelnder Liquidität Insolvenz anmelden. Die Forderungen der 274 Anleger des Projekts Luvebelle wurden dem Insolvenzverwalter übermittelt.Der Insolvenzverwalter wird nun die Ansprüche aller potentiellen Gläubiger prüfen, um eine möglichst hohe Quote zu realisieren. Zum aktuellen Zeitpunkt (15.06.2018) gibt es keine neuen Informationen wie hoch die Quote ausfallen wird.
Man sieht also, dass auch bei Immobilien die Risiken da sind. Hierbei wirkt es jedoch so, dass Planungsfehler und Managementfehler (Liquiditätsplanung) zur Insolvenz geführt haben. Daher ist es aus unserer Sicht wichtig, auch die Gesellschaften hinter den Projekten genau zu analysieren.

3. DENO (Deutsche Energieoptimierung Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG)


Segment: Unternehmen (Energie)
Fundingsumme: 995.750 Euro

DENO hatte über die Plattform Econeers Geld von der Crowd in Form eines Nachrangdarlehens aufgenommen (Jahr 2015). Geplante Rendite 8% (Angaben lt.  www.econeers.de, aufgerufen am 15.06.2018). Anfang 2017 wurde dann lt. Handelsregister die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens angezeigt. Hier ist bemerkenswert, dass auf der Seite von Econeers immer noch das Investment so präsentiert wird, als sei hier heile Welt (siehe hier). Uns ärgert hierbei, dass die Informationen wie es in diesem Fall weiter geht doch sehr intransparent sind. Auch die Tatsache, dass kein Fremdkapital beim Funding vorhanden war, hätte durchaus ein Warnzeichen sein können. Es ist schade, dass gerade bei einem Thema wie der Energiewende doch das ein oder andere Crowd-Projekt scheitert. Und hier wäre mehr Transparenz der Plattformen und Anbieter wünschenswert.

4. Collateral (UK)

Segment: P2P-Kredite (Plattform)

Diesmal geht es selbst um eine Plattform die Schwarmfinanzierung angeboten hat. Nähmlich Collateral aus Großbritannien (UK). Auch wenn deutsche Anleger wohl weniger betroffen sein dürfen, so ist dieser Fall daher so brisant, da der Insolvenzverwalter scheinbar nicht mehr die einzelnen Investments den Anlegern zuordnen kann, da die Daten nicht mehr zugänglich bzw. vorhanden sind. Eigentlich der Super-GAU. Wenn bei einem sog. Fintech auf die "Tech" (=Technik) kein Verlass ist wie speziell in diesem Fall so hat das ganze natürlich einen faden Beigeschmack. Das darf nicht passieren. Auch rechtliche Probleme hinsichtlich der Ansprüche der Investoren (an die Darlehensnehmer oder die Plattform?) haben sich wohl ergeben. Mehr Infos zu dem Fall gibt es u.a. hier. Es zeigt jedenfalls das auch das Plattformrisiko real ist. Dadurch sollte man jedoch nicht unbedingt schließen, dass die anderen Fintechs die gleichen Probleme haben könnten. Im Hinterkopf sollte man jedoch das Risiko an sich durchaus haben.

5. Eurocent (Darlehensanbahner, Polen)


Segment: P2P-Kredite (Kreditvermittler)

Eurocent S. A. ist ein Kreditgeber, der kurzfristige unbesicherte Kredite in Polen ausgibt. Über Mintos konnten Anleger in ausgegebene Konsumentenkredite von Eurocent zu investieren. Dann folgte die Insolvenz. Mintos hat über den Fall regelmäßig berichtet (hier).
Auch hier zeigt sich, dass P2P-Kredite keine risikolose "Goldgrube" sind. Eine Buyback-Garantie ist nur so gut (oder schlecht...) wie sein Garant.

Riester Fonssparplan

Fazit

Crowdinvesting sollte von der Grundidee ein Teil Demokratie sein. Personen erhalten die Möglichkeit sich in Investments direkt zu beteiligen. Dieses Privileg war lange den Banken und großen Investoren vorenthalten. Jedoch existiert noch viel Intranspaerenz in diesem Segment, genauso wie Unwissenheit bei vielen Investoren. Zum Schutz der Anleger tut der Gesetzgeber aus unserer Sicht zu wenig und lässt zu viele Schlumpflöcher zu.
Es kann nicht sein, dass Initiatoren ohne großes Fachwissen munter Geld von unwissenden Invesoren einsammeln können und genauso ist es unverständlich, dass es Anleger gibt, die glauben, sie würden das Wissen mitbringen um sicher in solche Projekte investieren können (warum man sich davor nicht von einem qualifizierten Honorarberater beraten lässt, bleibt für uns ein Rätsel). Ärgerlich wird es dann, wenn der Initiator pleite und das Geld weg ist. Das ist nicht der Sinn von Investieren.

Tipp

Eine aktuelle Übersicht aktueller Crowdinvesting-Projekte finden Sie hier: 
Übersicht (bitte anklicken)

Hinweis: Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann in jedem Einzelfall trotzdem nicht übernommen werden. Sollten die Besucher dieser Seite sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaigen Ratschlägen folgen, so handeln sie eigenverantwortlich.

Quellen: Handelsregister/Bundesanzeiger, Companisto, Crowdinvest.de, Zinsland, P2P-Kredite.com, Econeers, Mintos.com